Abflug in Stuttagrt
Rudolf Janzik, Wilfried Maier |
Radmontage am Flugplatz in Bilbao
Rudolf Janzik |
Wilfried Maier |
Auf den Spuren von 100 Jahren Tour de France, durchquerten die zwei Rennradler Wilfried Maier und Rudi Janzik die Pyrenäen von Bilbao am Atlantik bis Roses an der Costa Brava. Mit kleinem Gepäck, ohne Begleitfahrzeug, nur mit Rucksack wurde die Radtour unternommen.
Zum Startort Bilbao wurde mit in Kartons verpackten Rädern im Flugzeug angereist. Ab dem Ankunftsflugplatz wurde mit dem Rad zum ersten Hotel gefahren. Diese ersten 10 km waren durch den Berufsverkehr in Bilbao mit seinen ca. 350.000 Einwohnern schon die erste Herausforderung, was aber dank Navigationsunterstützung gut klappte. Die erste Etappe führte von Bilbao an der Küste des Atlantiks entlang an die Westseite der Pyrenäen. Dort waren die Straßen noch durch starken Verkehr geprägt. Ab dem zweiten Tag, der dann ins malerische St.-Jean-Pied-de-Port, Station der Gläubigen auf dem Jakobweges, führte, wurden die Straßen auch ruhiger. Allerdings zeigten sich die Pyrenäen gleich von ihrer berüchtigtsten Seite. Am Col d’ Iraty wurde der Begriff „Steil“ neu definiert. Bis zu 16% waren zu bewältigen. Die erste Bewährungsprobe kam am 3. Tag; Es regnete in Strömen. Nur für eine kurze Zeit auf der Strecke nach Spanien, lies der Regen etwas nach. Am Col de la Oierre Saint Marie, der wieder nach Frankreich zurück führte und eine Höhe von 1750 Metern hatte, wurde es bitter kalt. Bei ca. 5 Grad Celsius, strömendem Regen und sehr steiler Abfahrt mussten ca. 1500 Höhenmeter ins Tal gefahren werden. Total durchgefroren wurde das Hotel in Orolon-Sainte-Marie erreicht. Die folgenden Tage wurden wir dann durch bestes Wetter belohnt. Ab hier kamen dann die großen Pyrenäen-Pässe, die dieses Jahr zum Jubiläum der Tour de France gefahren wurden. Am Col de Marie Blanque wurde wieder gleich die Kletterfähigkeit getestet. 13% über längere Strecken waren angesagt. Über den Col d’ Aubisque und den Col du Soulor führte der Weg nach Argeles-Gazost. Die Straße zwischen den beiden Pässen ist atemberaubend. Ohne größere Randbegrenzungen ist die enge Straße in den steilen Hang geschlagen. Ringsum ist ständig die alpine Landschaft zu sehen.Am Morgen des nächsten Tages war ein Besuch in Lourdes angesagt. Nach Besichtigung der Grotte Massabielle, in der Bernadette Soubirous eine Maria-Erscheinung hatte, wurden die Radflaschen mit geweihtem Wasser gefüllt. Danach sind wir dann zum Col du Tourmalet aufgebrochen. Auf dem Weg zur kargen Passhöhe des Col du Tourmalet war es unmöglich, sich dem Tour-Kult zu entziehen. Serpentinen verwandeln sich in Gedenkstätten. Bei jedem senken des Kopfes ziehen die Namen der Großen unter unseren Rädern vorbei: Lance Armstrong und Andy Schleck sind mit wetterfester Farbe auf den Asphalt gemahlt. Kein Pass wurde mehr von den Rennfahrern der Tour befahren wie der Tourmalet. Die Hütte auf der Passhöhe, wo wir uns ein Gipfelbier gönnten, ist Zeuge davon, gesäumt mit vielen historischen Tour-Bildern. Im Tal wurde die Nacht dann in Saint-Marie-de-Campan verbracht. Hier war die Schmiede, wo Eugene Christophe 1913 eigenhändig seine gebrochene Gabel reparierte. Wofür er eine Zeitstrafe aufgebrummt bekam, da ihm ein Junge den Blasebalg bedient hatte. Nach dem Überqueren der Passe Col d’ Aspin und Col de Peyresourdes wurde der 50 fache Etappen-Zielort Bagneres-de-Luchon erreicht. Auf dem Weg nach Castillon-en-Couserans waren zwei Pässe mit viel Tourgeschichte zu bezwingen. Am Col de Mente zeugt heute eine Gedenktafel an den bösen Sturz von Luis Ocana, der mit uneinholbaren 8 min. Vorsprung vor Eddy Merckx, die Rundfahrt aufgeben musste. Der sehr steile Portet d’ Aspet hat eine noch tragischere Vergangenheit. Hier stürzte 1995 der Olympiasieger von 1992 in Barcelona „Fabio Casatelle“ auf der Abfahrt tödlich. Eine Gedenktafel und ein Marmordenkmal erinnern daran. Bei tiefblauen Frühherbstwetter erringen der Col de la Cor und der Col d’ Agnes Spitzenplätze in unsere Liste der schönsten Pässe. Das Finale unserer Radtour beginnt in Ax-les-Thermes. Hier zweigt die Straße zum Port de Pailheres ab. Größer könnten die Gegensätze kaum sein. An Wildpferden vorbei schrauben wir uns in völliger Einsamkeit noch einmal hinauf auf 2001 Meter. Gigantisch der Höhenunterschied, gigantisch die Landschaft. Ein letztes Aufbäumen der Berge. Hier konnten noch mal die Pyrenäen in die drei Himmelsrichtungen West, Nord und Ost mit den unterschiedlichen Gebirgslandschaften genossen werden. Für uns der schönste Pyrenäenpass. Über den Col de Jau wurde der geruhsame Ort Prades am Ostrand der Pyrenäen mit seinem mediterranem Flair erreicht. Allerdings war die sehr steile Abfahrt durch frisch aufgesplitterten Teerbelag sehr gefährlich und wir waren froh, ohne Defekt das Etappenziel erreicht zu haben. Von hier aus wurde dann an den Costa Brava Badeort Roses gefahren. Wir gönnten uns einen Tag Entspannung am Meer, ohne Kontakt mit den Rennrädern und genossen einen ausgedehnten Strandspaziergang und die Ruhe am Strand bei einer Tasse Kaffee in der Bucht von Roses. Die letzte Etappe führte über kleine Nebenstraßen nach Girona. In der malerischen Altstadt haben wir die letzten Tage rückblickend betrachtet und ausklingen lassen. Am letzten Tag wurde morgens in einem Radgeschäft Verpackungsmaterial für die Räder besorgt. Nachdem diese flugtauglich verpackt waren, wurde die Rückreise angetreten. Auch der Rückflug war nochmals ein Erlebnis. Am Mont Blanc vorbei, über den Bodensee und das Allgäu. Bei bester Sicht landeten wir in Memmingen.
Nach 1120 Kilometer und 20750 Höhenmeter auf dem Rennrad, Unfallfrei und ohne Panne fuhren wir anschließend mit dem Auto nach Vöhringen. Das Erlebnis eine Rennradtour mit Rucksack gemacht zu haben wird uns in schönster Erinnerung bleiben.
Höhenprofil:
Etappenplan:
Teilnehmer: | Maier Wilfried | ||||
Janzik Rudolf | |||||
Etappe |
Von | Nach | Datum | Streckenlänge | Höhenmeter |
1 | Bilbao | Saint-Pée-sur-Nivelle | 07.09.2010 | 172 km | 2139 |
2 | Saint-Pée-sur-Nivelle | Larrau | 08.09.2010 | 94 km | 1953 |
3 | Larrau | Oloron-Sainte-Marie | 09.09.2010 | 114 km | 2286 |
4 | Oloron-Sainte-Marie | Argelès-Gazost | 10.09.2010 | 97 km | 2397 |
5 | Argelès-Gazost | Sainte-Marie-de-Campan | 11.09.2010 | 85 km | 1916 |
6 | Sainte-Marie-de-Campan | Bagnères-de-Luchon | 12.09.2010 | 60 km | 1486 |
7 | Bagnères-de-Luchon | Castillon-en-Couserans | 13.09.2010 | 67 km | 1503 |
8 | Castillon-en-Couserans | Aulus-les-Bains | 14.09.2010 | 58 km | 1477 |
9 | Aulus-les-Bains | Ax-les-Thermes | 15.09.2010 | 88 km | 1834 |
10 | Ax-les-Thermes | Prades | 16.09.2010 | 96 km | 2446 |
11 | Prades | Rosas | 17.09.2010 | 116 km | 828 |
12 | Rosas | Girona | 19.09.2010 | 100 km | 300 |
Summe | 1120 km | 20758 |
Route mit Höhenprofil:
Rast am Atlantik
Stärkung in St.-Jean-Pied-de-Port
Auf dem Aubisque
In Lourdes
Geweihtes Wasser in Lourdes
In Lourdes
Auffahrt zum Col du Tourmalet
Blick Richtung Saint-Marie-de-Campan
Gedenktafel, wo Eugene Christophe 1913 eigenhändig seine gebrochene Gabel reparierte
Zum Peyresourdes
Blick zurück zum Tourmalet
Auf dem Col de Peyresourdes
Gedenktafel zur Erinnerung an den bösen Sturz von Luis Ocana 1971
Monument zur Erinnerung an tödlichen Sturz von Fabio Casatelle 1995
Col de Latrape
Der schönste Pass "Col de Pailheres
Grenzübergang nach Spanien
Verdientes Bier am Mittelmeer in Roses
Auf dem Weg zum Flugplatz in Girona
Gefahrene Touren